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Wohlstand der Schweiz basiert auf stabilen Handelsbeziehungen

An der diesjährigen Generalversammlung der Industrie- und Handelskammer Thurgau sprach sich Präsidentin Kris Vietze für einen schlankeren Staat und mehr eigenverantwortliches Handeln aus. Zudem betonte sie die hohe Relevanz stabiler bilateraler Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU.
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Ob die Schweiz am Abgrund stehe – mit dieser Frage, die ihr kürzlich gestellt wurde, eröffnete IHK-Präsidentin Kris Vietze ihre Ansprache vor rund 250 Gästen. «Die Schweiz steht nicht am Abgrund, aber wir alle spüren, dass sich etwas verändert hat. Der Unterschied zwischen dem liebgewonnenen Bild, wie wir uns als Schweiz gerne sehen, und dem, was Wirklichkeit ist, ist nun so gross geworden, dass er nicht mehr nur subtil spürbar ist», so Vietze. Um die Staatsfinanzen stehe es nicht mehr so gut und politische Verlockungen, dass es Wohlstand ohne Leistungsbereitschaft von allen gäbe, verfingen zunehmend.

Dazu komme der lauter werdende Ruf nach dem Staat, der die Dinge richten soll. «Der Staat wird es jedoch nicht richten können», erklärte die IHK-Präsidentin. «Es ist an uns, die Dinge in die Hand zu nehmen und eigenverantwortliche Lösungen zu finden.» Wettbewerb und weniger Staat machten Leistungen besser und günstiger. «Das Bild der Schweiz, das wir noch in uns tragen, das stammt aus einer Zeit mit weniger Staat und mehr Wettbewerb – wir sollten uns wieder auf diese Tugenden besinnen», so Vietze.

Zugang zum grössten Binnenmarkt der Welt

Weiter betonte Kristiane Vietze, dass der Wohlstand der Schweiz wesentlich mit der Offenheit gegenüber dem internationalen Handel und der Vernetzung mit der Welt zusammenhänge. «Wir machen rund 50 Prozent unseres Warenhandelsvolumens mit Europa. In der Ostschweiz sind es beinahe zwei Drittel. Unser Aussenhandel wiederum macht fast die Hälfte von der gesamten Wirtschaftsleistung der Schweiz aus – im Klartext: Unser Land verdienen rund die Hälfte seines Geldes im Ausland.»

Vietze führt weiter aus, dass der Wegfall der Bilateralen Verträge mit der EU sind für zahlreiche Unternehmen und ihre Arbeitnehmenden, für den Forschungsplatz oder für eine sichere Energieversorgung der Schweiz keine Option sei. Als wirtschaftlich und politisch weniger mächtige Vertragspartei profitiere die Schweiz denn auch von einem rechtlich beidseitig bindenden Streitbeilegungsmechanismus als Fundament der bilateralen Beziehungen.

«Die Bilateralen sind kein faktischer EU-Beitritt – die Schweiz sichert damit den Zugang zum grössten Binnenmarkt der Welt, Produktzulassungen gelten gegenseitig – die Bilateralen sind daher ein Freihandelsabkommen Plus», so Vietze.

Kanton Thurgau muss sparen

Kritisch beurteilt die IHK die aktuelle Finanzstrategie des Kantons. Im Zentrum müsse jetzt eine Reduktion der staatlichen und durchaus stattlichen Ausgaben stehen, sagte IHK-Präsidentin Kris Vietze. Bei einem jährlichen Gesamtaufwand von rund 2.5 Milliarden Franken machen die prognostizierten Aufwandsüberschüsse gerade mal 1.8 bis 3.4% des gesamten Haushalts aus. Einsparungen in diesem überschaubaren Rahmen müssten möglich sein.

Schliesslich betonte Vietze die Wichtigkeit von stabilen bilateralen Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU: «Wir verdanken den Wohlstand der Schweiz ganz wesentlich der Offenheit gegenüber dem internationalen Handel und der Vernetzung mit der Welt. Rund 50 Prozent unserer Exporte fliessen in die EU. In der Ostschweiz sind es gar beinahe zwei Drittel.»

Die IHK setzt sich deshalb dafür ein, dass die Bevölkerung versteht, was die heutigen Vorteile der Bilateralen Verträge sind und warum deren Weiterentwicklung für Wirtschaft und Gesellschaft notwendig und vorteilhaft ist.

Digital & Innovation Campus soll im Herbst die Tore öffnen

Der statutarische Teil der Generalversammlung behandelte die üblichen Geschäfte. Die beiden Vorstandsmitglieder Andrea Roth, CEO von Geobrugg aus Romanshorn, sowie Dennis Reichardt, Geschäftsführer von Die Klimamacher aus Arbon, wurden von der Versammlung bestätigt. Verabschiedet wurde Andrea Ruf, die seit Kurzem Geschäftsführerin des Pflegeheims PeLago am Rorschacherberg ist.

IHK-Direktor Jérôme Müggler informierte über den aktuellen Stand des Digital & Innovation Campus, der im Herbst seine Tore in Kreuzlingen öffnen soll. Der Campus sowie das neu gegründete Thurgauer Institut für digitale Transformation (TIDIT) profitieren von einer Anschubfinanzierung aus den TKB-Millionen. Zusammen mit Jan Riss, Chefökonom der IHK St.Gallen-Appenzell, betrachtete Müggler zudem den Aussenhandel sowie die Konjunktur in der Ostschweiz.

Den Abschluss des Abends machte Professor Mathias Binswanger: Der profilierte Ökonom sprach in seinem Referat darüber, wie Künstliche Intelligenz Menschen und Wirtschaft steuert und für mehr Bürokratie sorgt.