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Traditionell innovativ: Die Mosterei Möhl

Die Mosterei Möhl aus Arbon steht exemplarisch für die erfolgreiche Verbindung von Tradition und Innovation in der Schweizer Obstverarbeitung. Mit einer Geschichte über fünf Generationen hat das Unternehmen durch kontinuierliche Investitionen und unternehmerische Weitsicht seinen Platz in der Branche gefestigt und ausgebaut.
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Anlieferung des Mostobstes, das aus einem 40km Umkreis um die Mosterei stammt und deren Bäume die Landschaft prägen.

Die Wurzeln der Mosterei Möhl reichen tief in die Geschichte des Thurgauer Safthandwerks. Ein bedeutender Meilenstein in der jüngeren Geschichte des Unternehmens war die Einführung innovativer Apfelsaft- und Apfelweinspezialitäten wie Swizly 1995, Shorley im Jahr 2000 und der alkoholfreie «Saft vom Fass» 2005. Diese Produkte haben nicht nur das Portfolio von Möhl erweitert, sondern auch zur überregionalen Bekanntheit der Marke Möhl beigetragen. «Der starke Fokus und die Innovationen auf unseren Marken machen uns erfolgreich und unterscheiden uns von anderen Angeboten», sagt Michael Artho, Geschäftsführer der Mosterei Möhl.

Ein weiterer Eckpfeiler des Erfolgs ist die mit strategischer Weitsicht betriebene technologische Erneuerung. Die Anlagen der Mosterei befinden sich stets auf dem neuesten Stand, um qualitativ hochwertige Apfelsäfte produzieren zu können. «Das Beste aus dem Apfel zu holen und das Verbinden von Tradition mit Innovation – das ist unser Ziel», erklärt Artho.

Wie das genau funktioniert? Als Beispiel ist die Holzfasslagerung zu nennen. Nachdem die gepressten Säfte mit modernen Verfahren verarbeitet und gegärt wurden, lagern sie für drei Monate in traditionellen Holzfässern. Diese fassen bis zu 24'000 Liter und sind in der Schweiz die grössten ihrer Art. Durch die Reifung in diesen Fässern erhalten die Säfte ihren besonderen Geschmack.

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Michael Artho, Vorsitzender der Geschäftsleitung, neben einem der traditionellen Holzfässer, die bis zu 24'000 Liter fassen.

Der glückliche Baum

Die Mosterei Möhl ist fest in der Region Thurgau verwurzelt, sowohl wirtschaftlich als auch gesellschaftlich. «Wir sind in einem starken Wechselspiel mit dem Ort und der Region», sagt Michael Artho. So deutet auch der Name «Arbon» auf das Mostobst hin, denn «Arbor Felix» bedeutet «glücklicher Baum». Das Unternehmen verarbeitet vorwiegend Mostobst aus der Umgebung, was zu kurzen Transportwegen führt und das Landschaftsbild prägt – die Hochstammbäume sind typisch für die Region, die Produktion von Saft aus deren Mostobst die logische Konsequenz.

Nachhaltigkeit ist bei Möhl seit jeher ein zentrales Thema. Das Unternehmen setzt auf kurze Transportwege und die Weiterverwertung von Nebenprodukten. Beispielsweise wird die bei der Apfelsaftproduktion entstehende Kohlensäure aufgefangen und wiederverwendet: «Es ging uns schon immer darum, möglichst wenig Abfall zu produzieren», so Artho.

Nachdem der Apfelsaft gepresst und konzentriert wurde, wird die abgezogene Flüssigkeit im Silo gesammelt und zur Reinigung des Mostobstes wiederverwendet. Diese Beispiele verdeutlichen, dass nur sehr wenig Nebenprodukte als Abfallstoffe enden.

Von der Sonne betrieben

In den vergangenen Jahren hat Möhl weitere Schritte unternommen, um die Nachhaltigkeit zu erhöhen, darunter die Installation von 5000 Quadratmetern Solaranlagen, die beim Neubau einer modernen Abfüllanlage erweitert werden. Diese deckt schon jetzt die Hälfte des jährlichen Strombedarfs des Unternehmens. Die Elektrifizierung der Fahrzeugflotte ist ein aktuelles und wichtiges Engagement, welches das Familienunternehmen im Rahmen seiner Nachhaltigkeitsstrategie am Umsetzen ist.

Aber auch beim Materialeinsatz wird gehandelt: Über die Hälfte der Möhl-Apfelsäfte werden in Mehrweg-Glasflaschen abgefüllt und führen im regionalen Einsatz zu einer deutlichen Reduktion der Umweltbelastung durch eingespartes Verpackungsmaterial.

Mit Herz am Puls der Zeit

Der Getränkemarkt entwickelt sich dynamisch und Konsumtrends ändern sich rasch. Es gilt, flexibel und innovativ zu bleiben. «Die Dynamik und der Strukturwandel in der Gastronomielandschaft fordern uns. Wir müssen am Puls der Zeit bleiben», sagt Michael Artho, sieht sich aber keinesfalls von Getränkeriesen unter Druck gesetzt: «Wir können viel von ihnen lernen – manchmal auch, was man vielleicht besser nicht tun sollte.»

Heute würden viel mehr Menschen ihr Mittagessen «on the go» konsumieren, was es für Getränkehersteller nicht einfach macht, «dazugekauft zu werden». So will auch Möhl am Ball bleiben und sich den Trends, beispielweise dem zu leichteren, erfrischenden Getränken, stellen. Deshalb lancierten die Arboner kürzlich mit «Shorley Fresh» eine kalorienreduzierte Version ihres bekannten «Shorley».

Die Dynamik im Markt und die sich ändernden Konsumbedürfnisse und Trends fordern uns. Wir wollen und müssen am Puls der Zeit bleiben, um im Markt relevant sein zu können.

Arbeitskräftemangel in der Nahrungsmittelbranche

Das familiäre Betriebsklima trägt dazu bei, dass sich Mitarbeitende gut aufgehoben fühlen – die Familie als Unternehmensführung ist gut spürbar und legt grossen Wert auf die Anliegen ihrer Angestellten. Während eines Besuchs in der Produktion war die familiäre Atmosphäre deutlich zu spüren: Die Mitarbeitenden und Michael Artho kannten sich gut und nahmen sich Zeit für einen herzlichen Austausch.

Dennoch spürt auch die Mosterei Möhl den Fachkräftemangel: «Wir müssen es schaffen, die kompetenten Kräfte bei uns halten zu können und sie zu fördern», betont Artho. So sieht er in diesem Bereich auch noch Potenzial, weiter an guten Strukturen für die Mitarbeitenden zu arbeiten, um sie in ihrer persönlichen Entwicklung weiterbringen zu können – die Mosterei bildet nämlich jeweils 2 Lehrlinge pro Jahrgang aus.

Abschliessend zeigt sich, dass es die Mosterei Möhl auf vielen verschiedenen Ebenen schafft, ihre Tradition mit Innovation zu verbinden. Durch kontinuierliche technologische Modernisierungen, einem grossen Fokus auf ihr Branding und ein starkes Bekenntnis zur Nachhaltigkeit, hat sich das Unternehmen zukunftssicher aufgestellt. Die regionale Verwurzelung und das familiäre Betriebsklima tragen massgeblich zum Unternehmenserfolg bei, während die Förderung junger Talente und die Anpassung an neue Konsumtrends Möhl zu dem machen, was sie ist: Eine Mosterei mit langer Geschichte, die Obst aus der Region verarbeitet.