Geobrugg: Pioniere für Infrastrukturlösungen
Beni Rachad

Geobrugg ist Teil der Brugg-Gruppe. Wie ist die Gruppe aktuell aufgestellt?
Die Gruppe gehört der Eigentümerfamilie in der fünften Generation und ist nicht börsenkotiert. Wir sind «Pioneers in Infrastructure» – und bieten weltweit Schutzlösungen im Infrastrukturbereich an.
Mit manchen Anwendungen seid Ihr Weltmarktführer. Was würdest Du besonders hervorheben? Was macht Ihr besser als die Konkurrenz?
Wir sind mit acht Produktionsstätten auf allen Kontinenten nahe am Kunden. Geobrugg bietet das weltweit stärkste Steinschlagnetz an, das einen Aufprall von 25 Tonnen mit 100 km/h auffangen kann. Auch die Rennsportzäune zum Schutz in der Formel 1 stammen weltweit von uns. Mit der Anwendung Geobrugg GUARD machen wir unsere Schutzzäune mit Sensoren smart, damit eine vorausschauende Wartung möglich ist.
Welches sind Eure Hauptkunden?
Es handelt sich hauptsächlich um B2B-Projekte im öffentlichen Beschaffungswesen. Abnehmer unserer Schutzlösungen sind vor allem Felstechnik- und Bauunternehmen, die im Spezialtiefbau tätig sind. Aber auch Bergbaufirmen und Rennsportveranstalter sind wichtige Kunden von uns.
Was war Euer herausforderndstes Projekt?
Geobrugg hat weltweit vielfältige Projekte umgesetzt und dabei auch entlegene Orte gesichert. Ein sehr spannendes Projekt war für uns die Sicherung der SBB-Unterhaltsstelle in Biasca, die stark dem Steinschlag ausgesetzt ist. Die mit potenziell bis zu 280 km/h auf das Gebäude herabstürzenden Gesteinsbrocken stellen eine aussergewöhnliche Gefahr dar, weshalb wir die Unterhaltsstelle mit Schutznetzen überdachten. Unter schwierigen Bedingungen an der exponierten Unterhaltsstelle installierte der Spezialtiefbauer unsere Netze mit dem Helikopter.
1951 installierte Geobrugg die erste Lawinenverbauung aus Drahtseilen. Über die Sommermonate wurde festgestellt, dass diese auch gegen Steinschläge wirkt. Wie wichtig ist für Euch Innovation und wie fördert Ihr sie?
Innovation ist für uns entscheidend, um immer einen Schritt voraus zu sein. Wir haben enge Verbindungen zu Universitäten im Rahmen von Innosuisse-Projekten, pflegen ein breites Netzwerk mit Experten im Bereich Naturgefahren und sind offen für Übernahmen und Zusammenarbeit mit anderen innovativen Firmen.
Ihr seid auf allen Kontinenten tätig. Inwiefern sind die aktuellen geopolitischen Vorgänge für Euch relevant?
Der von uns verarbeitete Stahl ist sehr abhängig von den Energiekosten der Stahlproduktion. Diese Kosten sind vor allem in Europa massiv gestiegen, was wir in Nordamerika und Asien jedoch nicht gleichermassen spüren. Auch die Containertransporte sind teurer geworden und es bringt nun mehr Vorteile, möglichst lokal einzukaufen und zu produzieren.
Viele Eurer Anwendungen werden durch den Klimawandel sowie die fortschreitende Technologisierung noch stärker nachgefragt. Was bedeutet der Klimawandel für Euer Unternehmen?
Wir bemerken eine steigende Nachfrage nach unseren Anwendungen aufgrund des Klimawandels. Diese resultiert aus dem zunehmenden Verkehr auf Strassen und Schienen, sowie dem Wunsch, an Hanglagen zu leben, und den damit verbundenen steigenden Sicherheitsanforderungen. Der Klimawandel führt zu mehr Extremereignissen und erhöht das Risiko. Ein Beispiel dafür sind die Projekte zum Schutz von Strassen und Siedlungen in Kalifornien nach den verheerenden Buschfeuern.
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit für Euch bei der Entwicklung neuer Produkte?
Für uns ist das ein zentraler Wert, und wir sehen grosse Chancen in noch nachhaltigeren Produkten. Wir haben den Carbon Footprint von Geobrugg berechnet und wissen, dass der Stahl dabei den grössten Anteil ausmacht. Daher arbeiten wir unter anderem am Einsatz von Green Steel, das heisst wiederverwertetem Stahl, der mit grüner Energie eingeschmolzen und mit frischem Erz zur Hochlegierung vermischt wird.
Der Schwerpunkt dieser Ausgabe von Fokus ist dem Thema Arbeitskräftemangel gewidmet. Geobrugg beschäftigt rund 500 Spezialistinnen und Spezialisten in über 50 Ländern auf allen Kontinenten. Inwiefern spürt Ihr den Arbeitskräftemangel im Unternehmen?
Dieses Problem zeigt sich weltweit. Deshalb haben wir Massnahmen im Bereich des Employer Branding ergriffen, uns im digitalen Bereich positioniert, bilden verstärkt Lehrlinge aus, welche wir im Betrieb halten möchten, und arbeiten lokal auch eng mit den Schulen zusammen, um das spannende Tätigkeitsfeld und die Entwicklungsmöglichkeiten in unserem Unternehmen aufzuzeigen. Zudem suchen wir auch im nahen Ausland nach Spezialistinnen und Spezialisten, um unsere offenen Stellen zu besetzen.
Worauf freust du Dich mit Blick auf die Zukunft am meisten?
In den letzten zwanzig Jahren haben wir ständig neue Anwendungsbereiche für unsere Produkte gesucht und gefunden, was zu einer Expansion in den Bergbau, in den Motorsport und in den Küstenschutz geführt hat. Die Erschliessung neuer Märkte und Anwendungsbereiche mit ähnlichen Produkten ist der spannendste und faszinierendste Teil der Arbeit bei Geobrugg und motiviert mich immer wieder aufs Neue.

Andrea Roth, CEO von Geobrugg und Vize- Präsident der IHK Thurgau.
Unternehmensportrait
Safety is our nature – diesem Leitgedanken folgend entwickelt Geobrugg seit 1951 Schutzlösungen gegen Naturgefahren. Hochfeste Stahldrahtnetze schützen vor Steinschlag, Erdrutsch, Lawinen und Küstenerosion und gewährleisten Sicherheit im Berg- und Tunnelbau sowie auf Motorsportstrecken. Geobrugg, mit Hauptsitz in Romanshorn, ist Teil der BRUGG-Gruppe und beschäftigt rund 500 Spezialistinnen und Spezialisten in über 50 Ländern auf allen Kontinenten.