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Erbschaftssteuer-Initiative gefährdet Ostschweizer Unternehmen

Die JUSO-Initiative wird von einer überwältigenden Mehrheit der Ostschweizer Unternehmen abgelehnt, wie eine Umfrage zeigt. Sie gefährdet die Nachfolgeregelungen in Familienunternehmen. Die IHK lehnt die Initiative deutlich ab.
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Die JUSO lancierte die Volksinitiative «Für eine soziale Klimapolitik – steuerlich gerecht finanziert». Ziel der Initiative ist die Einführung einer nationalen Erbschaftssteuer von 50 Prozent auf Schenkungen und Erbschaften ab einem Freibetrag von 50 Millionen Franken. Im Falle einer Annahme tritt die Regelung unmittelbar in Kraft. Die daraus resultierenden Steuereinnahmen sollen für sozial gerechte Klimaschutzmassnahmen und den ökologischen Umbau der Wirtschaft verwendet werden.

Erbschaftssteuer gefährdet Ostschweizer Wirtschaf

Gemäss einer Umfrage der IHK Thurgau und St.Gallen-Appenzell lehnen 85 Prozent der Ostschweizer Unternehmen die Initiative ab. Viele Unternehmen – vor allem KMUs – müssten ihre Investitionen bei Annahme der Initiative zurückfahren, Aufträge gingen verloren und es droht ein Verlust von Steuersubstrat von über zwei Milliarden Franken pro Jahr. Fast drei Viertel der Ostschweizer Unternehmen befürchten eine nachhaltige Schwächung der regionalen Wirtschaft.

Zukunft von Familienunternehmen bedroht

Die Erbschaftssteuer trifft Familienunternehmen besonders hat. Diese spielen in der Schweizer Wirtschaft eine tragende Rolle: Ungefähr 90 Prozent aller Unternehmen befinden sich in Familienbesitz. Die meisten dieser Betriebe verfügen jedoch nicht über genügend liquide Mittel, um die Erbschaftssteuer zu finanzieren. Laut Umfrage müssten rund 25 Prozent der Unternehmen ihr Fremdkapital erhöhen oder andere Massnahmen ergreifen, um die Steuerlast tragen zu können. Ein Verkauf respektive Teilverkauf des Unternehmens wäre für knapp die Hälfte notwendig. Entsprechend ist die familieninterne Nachfolge gefährdet. Gerade betroffene Familienunternehmen sind aber oft langfristig orientiert, krisenresistent und besonders stark in der Region verwurzelt und tragen entscheidend zur Innovationskraft der Schweizer Wirtschaft bei.

Drohende Abwanderung als Folge hoher Steuerbelastung

Zudem wären in der Ostschweiz rund 220 Steuersubjekte mit einem Vermögen von insgesamt 35 Milliarden Franken direkt betroffen. Das vermögendste ein Prozent der Steuerzahlenden trägt heute bereits fast 40 Prozent der direkten Bundessteuer. Die IHK Thurgau lehnt die Initiative klar ab.

Infos zur IHK-Unternehmensumfrage

Die Umfrage zum Thema wurde gemeinsam von der IHK St.Gallen-Appenzell, der IHK Thurgau und den regionalen Arbeitgebervereinigungen durchgeführt. Zwischen dem 24. September und dem 15. Oktober 2024 haben 638 Unternehmen aus den Kantonen St.Gallen, Thurgau und den beiden Appenzell mitgewirkt. Die Umfrageresultate sind im EcoOst-Standpunkt «Familienunternehmen – bis dass der Tod uns scheidet?» abrufbar.