Die Thurgauer Industrie hat deutlich an Schwung verloren
Ulrike Baldenweg, Dienststelle für Statistik Thurgau

In der Thurgauer Industrie beurteilten die Betriebe ihre Geschäftslage im Juli 2023 verhaltener als noch im Frühling. Der Bestellungseingang ging im zweiten Quartal weiter zurück. Entsprechend schmolzen die Auftragsbestände; insbesondere jene aus dem Ausland sind zu klein. Vermehrt meldeten die Betriebe eine ungenügende Nachfrage. Die Nachfrageschwäche hemmt die Produktion derzeit stärker als der Fachkräftemangel – auch wenn dieser nach wie vor einschneidend ist. Demgegenüber scheint sich das Knappheitsproblem bei Materialien und Vorprodukten weiter entschärft zu haben. Die Lager an Vorprodukten, aber auch an Fertigprodukten, gelten inzwischen sogar als zu hoch. Auch die Produktionskapazitäten werden als eher zu gross eingestuft. Dass die Thurgauer Industriebetriebe die gedämpfte Entwicklung der Weltwirtschaft spüren, zeigt sich auch bei den Exporten: Diese gingen gemäss provisorischen Angaben im ersten Halbjahr zurück.
Vorsichtige Zukunftserwartungen
Die Erwartungen für das bevorstehende Quartal sind in der Thurgauer Industrie verhalten. Die Betriebe gehen von einem weiteren Rückgang der Produktion und des Bestellungseingangs aus. Entsprechend werden sie den Vorprodukteeinkauf zurückfahren. Der Personalbestand dürfte stabil bleiben. Für den längeren Zeitraum bis Ende 2023 sind die Betriebe ebenfalls wenig zuversichtlich: 20% rechnen mit einer Eintrübung, nur 5% mit einer Aufhellung ihrer Geschäftslage
Bau bleibt Konjunkturstütze
Die Thurgauer Bauwirtschaft läuft nach wie vor auf hohen Touren. Die Bautätigkeit blieb im zweiten Quartal 2023 lebhaft, wobei viele Betriebe durch einen Mangel an Arbeitskräften eingeschränkt wurden. Die Ertragslage hat sich verbessert. Allerdings sind die Auftragspolster nicht mehr ganz so komfortabel wie vor ein paar Monaten. Die Baubetriebe erwarten für das dritte Quartal eine nicht mehr so rege Bautätigkeit und eine schwächere Nachfrage; Preiserhöhungen sind kaum mehr geplant. Für den längeren Zeitraum bis Ende 2023 gehen die meisten befragten Betriebe von einer unveränderten Geschäftslage aus.
Gute Stimmung im Detailhandel
Im Thurgauer Detailhandel ist man mit der Geschäftslage zufrieden; jeder dritte Betrieb bezeichnet sie als gut. Der mengenmässige Warenverkauf nahm im zweiten Quartal zu; die Ertragslage konnte gehalten werden. Für das dritte Quartal erwarten die Betriebe steigende Umsätze. Entsprechend planen sie, ihren Einkauf und den Personalbestand zu vergrössern. Bis Ende 2023 erwarten die Detailhandelsbetriebe eine leicht bessere Geschäftslage.
Thurgauer Wirtschaftsbarometer
Unter wirtschaftsbarometer.tg.ch finden Sie weitere Informationen.