Dialog Schule- Wirtschaft für den ganzen Kanton Thurgau
Pascale Ineichen

Der Übertritt von der Sekundarschule ins Berufsleben ist für Jugendliche mit vielen Fragen verbunden, mit denen sie sich im Rahmen des Berufswahlunterrichts an der Sekundarschule auseinandersetzen. Dabei bieten verschiedene Gefässe Einblicke in die Unternehmens- und Berufswelt, insbesondere die jährlich stattfindende Berufsmesse in Weinfelden, deren Besuch für alle Klassen der zweiten Sekundarstufe obligatorisch ist.
Ein flächendeckender Austausch zwischen Schul- und Wirtschaftsvertretern ist allerdings nicht im ganzen Kanton gewährleistet. Die gegenseitigen Erwartungen von Schule und Wirtschaft sind denn auch oft unklar – ein persönlicher Austausch findet nur vereinzelt statt.
Bewährtes Erfolgskonzept Dialog Schule-Wirtschaft
Um diesem Umstand entgegenzuwirken, führt der Industrie- und Handelsverein Frauenfeld schon seit mehreren Jahren einen jährlich stattfindenden Dialog Schule-Wirtschaft durch. Eine analoge Veranstaltung kennt auch Arbon. An beiden Orten hat sich das Format sehr bewährt. Ziele des Dialogs sind:
• Zusammenarbeit und Vernetzung zwischen Schulen und Ausbildungsbetrieben
• Förderung des Verständnisses für gegenseitige Anliegen
• Erhöhung der Sichtbarkeit von Ausbildungsbetrieben in der Region
• Vertiefung eines Schwerpunktthemas im Zusammenhang mit der Berufswahl
• Pflege eines Netzwerks zwischen Lehrpersonen und lokaler Wirtschaft sowie informeller, persönlicher Dialog und Austausch
Die Veranstaltung findet jeweils alternierend bei einem Gast-Unternehmen oder an einer Schule statt. Sie ist mit einem Inputreferat oder Workshop zu einem relevanten Thema der Berufswahl verbunden und beinhaltet eine Betriebsbesichtigung. Den Abschluss bildet ein Apéro, der Gelegenheit zum niederschwelligen, persönlichen Austausch zwischen Schul- und
Wirtschaftsvertretern bietet. Der Teilnehmerkreis der Veranstaltung umfasst Schulpräsidien, Schulleiter und Lehrpersonen der Sekundarstufe I und II, Vertreter der Berufsberatung und des Berufswahlparcours sowie Ausbildungsverantwortliche der regionalen Betriebe. Die Lehrpersonen gewinnen damit ein vertieftes Verständnis für die Anforderungen und Chancen in der Berufswelt und die Betriebe ihrerseits erhalten einen Einblick in die schulischen Rahmenbedingungen und die Bedürfnisse der Jugendlichen im Prozess der Berufswahl.

Ziel: Umsetzung des Dialog Schule- Wirtschaft im ganzen Kanton
2023 haben die drei Bildungsämter des Kantons gemeinsam mit verschiedenen Anspruchsgruppen aus Schule, Berufsbildung und Wirtschaft ein Projekt lanciert, um die Nahtstelle zwischen der Sekundarstufe I und der Sekundarstufe II zu verbessern und damit einen optimalen Übergang von der Sekundarschule in eine Berufslehre oder eine weiterführende Schule zu gewährleisten. Dabei stehen die individuelle Förderung der Jugendlichen, die gezielte Einschätzung ihrer Fähigkeiten sowie der systematische Austausch zwischen den beteiligten Bildungs- und Arbeitsmarktakteuren im Mittelpunkt.
Einen zentralen Pfeiler bildet dabei die Teilstrategie «Austausch» zwischen regionalen Wirtschaftsorganisationen und Sekundarschulen. In diesem Zusammenhang soll das bewährte und erfolgreiche Format Dialog Schule-Wirtschaft künftig im ganzen Kanton auf informelle Art und Weise ermöglicht werden, um das Potenzial der Lernenden, des Gewerbes und der Wirtschaft als Ganzes optimal nutzen zu können. Ein verbindendes Element bildet dabei das neue entworfene Logo für das Austauschformat, welches für alle Anlässe gleichermassen verwendet werden soll. Diese sind als Ergänzung zu den bereits vorhandenen Formaten zu verstehen und setzen dort an, wo zusätzlicher Dialog und Austausch gewünscht ist.
Ähnliche Formate haben sich auch in anderen Kantonen der Schweiz bewährt, so beispielsweise in Luzern.
Koordinierende Rolle der Wirtschaftsverbände für weiteres Vorgehen
Auf Anfrage des Amtes für Volksschule übernehmen die kantonalen Wirtschaftsverbände Industrie- und Handelskammer Thurgau (IHK) sowie der Thurgauer Gewerbeverband (TGV) bei der Schaffung weiterer Dialoge Schule-Wirtschaft eine koordinierende Rolle. Die Organisation der Anlässe in weiteren Teilen des Kantons soll informell und dezentral auf Initiative regionaler Trägerschaften erfolgen. Interessierte regionale Arbeitgebervereinigungen, Gewerbevereine und Sekundarschulen können für die initiale Organisation und Durchführung sowie den Erfahrungsaustausch auf die IHK und den TGV zukommen, welche dafür die Funktion einer Koordinationsstelle wahrnehmen. Die Kostender Anlässe werden von den regionalen Trägerschaften getragen.